Seit Jahrhunderten werden Brot und Heringe auf dem Verdener Rathausplatz verteilt. Am kommenden Montag, 15. März wird man vergeblich auf 530 Brote und 1.600 Salzheringe warten. Ebenfalls wird man die diesjährigen Ehrengäste aus Bremen, Berlin und Hannover
Kristina Vogt
Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa der Freien Hansestadt Bremen
Norbert Brackmann
Koordinator der Bundesregierung für die
Maritime Wirtschaft
Anke Pörksen
Staatssekretärin und Sprecherin der niedersächsischen Landesregierung
nicht in Verden antreffen.
Trotzdem muss niemand auf den Schlagabtausch zwischen den Ehrengästen und dem Seeräuber Klaus Störtebeker verzichten.
Die digitalen Grußworte der Ehrengäste und der Auftritt Störtebekers mit seinen Erlebnissen anlässlich der diesjährigen Verteilung können als Film ab dem 15. März unter www.verden.de/laetare2021 abgerufen werden (ca. 20min Film)
Anstelle der öffentlichen Verteilung von Brot und Heringen wird am Montag nach Lätare in allen Verdener Alten- und Pflegeheimen ein Fischgericht serviert. Die Bewohner können sich über verschiedenste Fischgerichte freuen.
Der Störtebeker-Steven, das Brot der Lätare-Spende wird der Verdener Tafel e.V .zur Verteilung übergeben.
„Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, neue Wege zu finden, diese Tradition zu pflegen“, erklärte Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann und ergänzt; „Trotzdem hoffe, ich, dass im kommenden Jahr unsere Ehrengäste wieder tatkräftig in das Fass mit den Salzheringen greifen können“.
Hintergrund:
Lätare-Spende und Störtebkeer-Heringsessen
Jedes Jahr werden in Verden am Montag nach dem Sonntag Lätare – drei Wochen vor Ostern, in der Mitte der Fastenzeit – Brote und Heringe an die Bevölkerung verteilt.
Damit erfüllt die Stadt in jedem Jahr ein Vermächtnis, das ihr von dem Seeräuber Störtebeker übertragen worden sein soll. Nach der Überlieferung soll der gefürchtete Seeräuber der Stadt Verden bei seiner Hinrichtung im Jahre 1401 eine Spende in der Form vermacht haben, dass jährlich an Armen, Geistliche und städtische Beamte Brot und Heringe verteilt werden. Außerdem soll der zur Verbüßung der sieben Hauptsünden- Hochmut, Geiz, Wollust, Völlerei, Neid, Zorn und Trägheit des Herzens – sieben
Kirchenfenster geschenkt haben, von denen aber keines erhalten ist.
Die Spendenrechnungen der Stadt gehen bis in das Jahr 1602 zurück. Seit dieser Zeit,wahrscheinlich auch schon früher, liegt die Menge der Brote und Heringe genau fest. Für dieSpende waren 18 kleine Verdener oder 12 Himpten Hannoversches Maß (300kg) an Roggen und
eine Tonne Salzheringe ausgegeben. Das sind etwa 1600 Heringe und 530 Brote.
Für die Verteilung der Heringe und Brote hatte Störtebeker auch den Empfängerkreis bestimmt: Die Armen der Stadt, Geistliche und städtische Beamte. Ebenso liegt die Menge der Brote und Heringe genau fest.
1639 bekam der Syndikus der Stadt 20,der erste Stadtschreiber, die Geistlichen und der Küster je 6 Brote und die Armen je 1 Brot. Die Verteilung der Heringe wurde entsprechend den Broten vorgenommen.
Gödecke Michelken, Störtebekers engster Kumpan, soll aus eine der heutigen Ortschaften der Stadt Verden stammen. Störtebeker und Michelken sollen in der Verdener Gegend Grundbesitz erworben haben, der beiden als Unterschlupf und Zufluchtsstätte diente.
Seit fast 50 Jahren ist mit der Verteilung der Spende ein Störtebeker-Heringsessen für einen geladenen Gästekreis verbunden. Die teilnehmenden Gäste haben hierfür eine Spende zu entrichten, die im vollen Umfang für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt wird, insofern bewegen sich die Gäste auf den Spuren Störtebekers.